Bei diesem Eingriff wird ein Großteil des Magens entfernt, dabei wird aus dem vorher sackförmigen Magen ein Schlauch. Wie beim Magenband handelt es sich beim Schlauchmagen also hauptsächlich um ein restriktives Verfahren. Allerdings wird bei der Schlauchmagenbildung der sog. Magenfundus mit entfernt. Im Magenfundus wird das Hormon Ghrelin gebildet, welches unter anderem für das Hungergefühl verantwortlich ist. Aus diesem Grund wird derzeit diskutiert, ob die Schlauchmagenbildung wirklich als rein restriktives Verfahren angesehen werden kann. Die Wirkungsweise beruht zum einen auf einem, durch die Magenverkleinerung früher einsetzenden Völlegefühl, zum anderen auf einem, aufgrund der herabgesetzten Ghrelinproduktion, vermindertes Hungergefühl. Diese Operation wurde anfangs hauptsächlich als Ersteingriff bei extremer Fettsucht (BMI > 60) empfohlen, mit dem Ziel, nach der ersten Gewichtsreduktion eine weitere effektivere Operation (Duodenal Switch, Magenbypass) anzuschließen. Aufgrund guter 3- bis 6-Jahres-Ergebnisse hat sich dieses Verfahren jedoch als eigenständiges Verfahren etabliert.
Die Vorteile der Schlauchmagenbildung sind, dass kein körperfremdes Material (z.B. Magenband) eingepflanzt wird und, dass der Eingriff im Vergleich zu anderen adipositaschirurgischen Maßnahmen (Magenbypass, Biliopankreatische Diversion etc.) weniger komplex und somit weniger Risiko behaftet ist. Auf dieser Überlegung beruht auch der Ansatz, zunächst als Ersteingriff bei extremem Übergewicht einen Schlauchmagen anzulegen, erst im zweiten Schritt, bei erfolgter Gewichtsabnahme und somit reduziertem OP-Risiko würde dann die Komplettierung (z.B. zum Magenbypass) erfolgen. Zudem kommt es zu einer starken Restriktion bei ansonsten nahezu normaler Magenfunktion, d.h. eine Einschränkung für bestimmte Lebensmittel gibt es nicht. Durch die Entfernung des Magenfundus fällt das „Hungerhormon“ Grehlin aus, das Hungergefühl ist reduziert. Da der Magenausgang erhalten wird, kommt es in der Regel zu keinem Dumping-Syndrom (siehe unten). Auch das Risiko einer Obstruktion, d.h. Einengung im Dünndarmbereich entfällt, da nur am Magen operiert wird. Mangelerscheinungen (Anämie, Osteoporose, Eiweißmangel, Vitamin-Mangel) treten nach Schlauchmagenbildung praktisch nicht auf. Zudem scheint der Eingriff auch für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) geeignet.
Aktuelle Forschungsergebnisse belegen, dass es ich beim Schlauchmagen um kein rein restriktives Verfahren handelt. Vielmehr konnten inzwischen verschiedene hormonelle
Effekte (außer dem bekannten Ghrelineffekt) nachgewiesen werden, die belegen, dass sich nach einer Schlauchmagenoperation der Stoffwechsel verändert. Nach dem Eingriff bessert sich der Diabetes
mellitus Typ II in der Regel deutlich. Die Diabetesmedikation kann in den meisten Fällen deutlich reduziert oder sogar abgesetz werden. Gerade aus diesem Grund ist eine engmaschige diabetologische
Kontrolle betroffener Patienten postoperativ dringend erforderlich.
Nachteilig ist, dass sich Refluxbeschwerden nach einer Schlauchmagenoperation oft verschlechtern. Zudem ist der Eingriff nicht rückgängig zu machen,
da ein Teil des Magens definitiv entfernt werden muss. Wie bei allen adipositaschirurgischen Eingriffen (außer bei malabsorptiven Verfahren) kommt es im Langzeitverlauf zu einem erneuten
Gewichtsanstieg, dessen Ausmaß von der Nachhaltigkeit der veränderten Ess- und Lebensgewohnheiten abhängt. Gerade die Tatsache, dass auch Zucker und hochkalorische Speisen vertragen werden, kann hier
zum Problem werden. Einen Eingriff mit einer Null-Letalität oder ohne Komplikationen stellt die Schlauchmagenbildung definitiv nicht dar. Gefürchtet sind v. a. Undichtigkeiten oder Fisteln im
Bereich der Klammernähte, die je nach Zentrum mit ca. 2 bis 5% angegeben werden. Zudem entzieht sich ein Teil der Patienten dem im Einzelfall evtl. dringend indizierten Zweiteingriff (z.B. Umwandlung
in einen Magenbypass).